"Wahr-Sinn"
Ausstellung mit Malerei, Zeichnungen, Objekten, in der DKV-Residenz in der Contrescarpe Bremen vom 14.Januar. bis 31.März.2016

 

Die Gemälde der Bremer Malerin Mariagrazia Schinocca bestehen aus in lasierenden Schichten und in gedeckten, erdigen Tönen aufgetragener Ölfarbe. Sie zeigen geheimnisvolle Landschaften, die von starken Persönlichkeiten bevölkert sind. Es ist nicht immer auf den ersten Blick erkennbar, dass die aufrechten, neugierigen und experimentierfreudigen Protagonisten in diesen sich überlagernden Landschaften Kinder sind, die sich gänzlich unbefangen in den geheimnisvoll lockenden, aber auch beunruhigenden Farbräumen bewegen. Ergänzende Malmittel unterstreichen oder verstärken die geheimnisvollen Szenerien, die sich im Hintergrund im Indifferenten verlieren und selten wenig mehr als Andeutung sind. Mit aufrechter Haltung bewegen sich Mariagrazia Schinoccas Kinder in diesen Räumen. Ob es nun ein seltsames, freundliches Wesen, dass von der Decke schaut oder ein verlockend glitzernder Tunnel ist: Angst kennen diese Kinder scheinbar nicht. Im Gegenteil, sie begegnen dieser rätselhaften Welt, in der es nur selten einen blauen Himmel gibt, mit Offenheit. Das Motiv der sich auflösenden, fragmentierten Räume ist das verbindende Element zwischen diesen Gemälden und den Zeichnungen, die Mariagrazia Schinocca ebenfalls in der Ausstellung präsentieren wird. Die Arbeiten auf elfenbeinfarbenem Karton entstanden in Mischtechnik. In den sicher gesetzten Kompositionen finden sich knappe Linien, die abrupt enden, Strichelungen und Schraffuren, die sich zu technoiden oder floralen Formationen verbinden oder amorphe Strukturen, die von lasierender Tusche zusammengehalten werden. Auch hier bilden die einzelnen Elemente Landschaften, in denen es wundersame und durchaus ambivalente Wesen zu entdecken gibt.

Angela Piplak, Kulturwissenschaftlerin, 2016

 

 

‚Unbeschwert‘

Ausstellung mit Malerei, Zeichnungen und Objekten, im Atelier Brandt Credo vom 4. August bis zum 30. September 2012.

 

Erste Eindrücke einer Ausstellung: Entspannt und leicht, spielerisch und phantasievoll. Eindrücke, die sich bei genauerer Betrachtung noch verstärken und vertiefen. Das Atelier Brandt Credo zeigt Arbeiten von Mariagrazia Schinocca, die in der neuen Ausstellung treffend mit dem Titel ‚Unbeschwert‘ überschrieben sind. Die Künstlerin, 1966 in Bremen geboren, besuchte die Fachoberschule für Gestaltung in der Fachrichtung Grafik. Von 2003-2007 absolvierte sie ein weiterbildendes Studium für gestaltende Kunst an der Hochschule für Künste in Bremen. Seit 2005 präsentierte sie ihre Arbeiten in zahlreichen Einzelausstellungen und beteiligte sich an Gruppenausstellungen. Studienreisen nach Italien und Singapur gaben Anregungen für ihre künstlerische Arbeit. Waren es in der Vergangenheit Bildserien, in denen die Malerei in Öl und Acryl dominierte, so ist in den neuen Arbeiten die Mischtechnik, kombiniert mit grafischen Elementen, in den Vordergrund getreten.


Mariagrazia Schinocca verwendet Acryl, Tempera, Lack, Ölfarben, Ölkreide Farbstifte und Tusche auf Leinwand, Holzplatten, Hartfaser und Karton. Experimentieren mit neuen Materialien und die Kombination von Ungewöhnlichem gehört zu ihrer Arbeitsweise.  In den neuen Arbeiten geben Kinder den Ton an. Kinder, beim Spielen oder in spielerischen Situationen fotografiert, werden zu Darstellern in den teils großformatigen Arbeiten. Es geht der Künstlerin darum, Dinge die im Verborgenen liegen - wie Träume, Gedanken, Ahnungen -, sichtbar zu machen. Titel wie ‚Rumhängen‘, ‚Große Welt‘, ‚Erste Gehversuche‘ geben dem Betrachter Impulse und viel Spielraum für eigene Interpretationen. Ein Kind ist auf der Schaukel zu entdecken. Schon in Bewegung? Vielleicht. Dafür ist der Hintergrund ganz sicher in Bewegung.
Dynamische Pinselstriche in meist gedeckten Farbtönen füllen Räume, überlagern und mischen sich. Mit Tusche und Stiften sind grafische Elemente eingearbeitet, in denen bei näherem Hinsehen viele Feinheiten zu entdecken sind und die doch nicht alle Geheimnisse preisgeben. Ein Kind an der Rutsche, ein Kind mit Ball. Die scheinbare Leichtigkeit und Unbeschwertheit, mit der die Kinder agieren, das Spielerische, ist von der Künstlerin mit ganz eigener und individueller Handschrift umgesetzt und in ihre Bildwelt übertragen.

Ergänzt wird die Ausstellung mit kleineren abstrakten Formaten. Auch hier ist genaues Betrachten Voraussetzung für Entdeckungen. Eine weitere Überraschung bietet der Rundgang aber noch: Es ist eine Gruppe von Objekten aus Draht und Papier, die in der Form den grafischen Elementen der Bilder entsprungen sein können. Leicht, hell und schwebend - einfach unbeschwert - .

 

Jürgen Brandt, Atelier Brandt Credo, 2012

 

 

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